Reißfestigkeit und Zugfestigkeit bei Filamenten

Zugfestigkeit, Reißfestigkeit

Die Zugfestigkeit ist ein entscheidender Werkstoffkennwert, der die maximale Zugspannung angibt, die ein bestimmter Werkstoff aushalten kann, bevor er versagt oder bricht. Dieser Kennwert wird typischerweise in Megapascal (MPa) oder Newton pro Quadratmillimeter (N/mm²) gemessen, was auf die immense Kraft hinweist, die benötigt wird, um den Werkstoff zu dehnen oder zu zerreißen. Die Zugfestigkeit spielt eine entscheidende Rolle in der Ingenieurwissenschaft und Materialtechnologie, da sie verschiedene Anwendungen in der Industrie beeinflusst. Die Bedeutung der Zugfestigkeit liegt nicht nur in der quantitativen Messung, sondern auch in ihrer qualitativen Bewertung, die es Ingenieuren und Designern ermöglicht, die Eignung eines Materials für verschiedene Anwendungen zu beurteilen. Materialien mit hoher Zugfestigkeit werden häufig in Anwendungen eingesetzt, die hohe strukturelle Integrität und Widerstandsfähigkeit im alltäglichen Gebrauch erfordern. Beispielsweise sind Stahl und Titan aufgrund ihrer hohen Zugfestigkeit oft die Materialien der Wahl in der Luft- und Raumfahrt, im Maschinenbau sowie im Bauwesen. Je höher die Zugfestigkeit eines Werkstoffs ist, desto widerstandsfähiger ist dieser gegenüber Zugkräften, die durch verschiedene Umwelteinflüsse oder mechanische Belastungen entstehen können. Dies bedeutet, dass solche Werkstoffe in der Lage sind, erheblichen Spannungen standzuhalten, ohne dabei dauerhafte Verformungen oder Brüche zu erleiden. Dies ist besonders wichtig in Bereichen, wo Sicherheit und Zuverlässigkeit oberste Priorität haben, wie bei Brücken, Flugzeugen und anderen tragenden Strukturen. Zusätzlich ist es erwähnenswert, dass die Zugfestigkeit nicht das einzige Kriterium ist, um die Qualität eines Werkstoffs zu bewerten. Es ist auch wichtig, andere Eigenschaften wie die Härte, die Zähigkeit und die Ermüdungsfestigkeit zu berücksichtigen, um ein umfassendes Bild vor der Anwendung eines Materials zu erhalten. Materialien können eine hohe Zugfestigkeit aufweisen, aber gleichzeitig spröde und anfällig für Risse sein, was in vielen Anwendungen unerwünscht ist. Daher ist die ganzheitliche Betrachtung der materialtechnischen Eigenschaften unerlässlich, um eine fundierte Entscheidung über die Verwendung eines Werkstoffs zu treffen. In der Entwicklungsphase neuer Werkstoffe wird die Zugfestigkeit oft in Verbindung mit fortschrittlichen Testmethoden wie Zugversuchen ermittelt, bei denen Proben des Materials systematisch belastet werden, bis sie versagen. Die gewonnenen Daten liefern wertvolle Informationen, die die Innovation neuer, hochfester Materialien vorantreiben können, um den wachsenden Anforderungen der modernen Industrie gerecht zu werden.

Zugfestigkeit verschiedener Materialien

Die Zugfestigkeit für unterschiedliche Materialien variiert stark.

Metalle
Hochfeste Stähle können sehr hohe Zugfestigkeiten haben, oft im Bereich von mehreren hundert MPa.

Baustahl: 310 bis 690 MPa

Legierter Stahl: 1100 bis 1300 MPa

Kohlenstoffnanoröhren: 63.000 MPa

Polymere
Viele Kunststoffe haben im Vergleich zu Metallen eine geringere Zugfestigkeit. Diese kann je nach Polymer im Bereich von wenigen bis zu mehreren Dutzend MPa liegen.

Keramiken und Gläser
Diese Materialien sind im Allgemeinen spröde und können zwar hohe Druckfestigkeiten, aber oft niedrigere Zugfestigkeiten als Metalle oder Polymere haben.

Zugfestigkeit von 3D Druck Filamenten

Die Zugfestigkeit von 3D-Druck-Filamenten ist eine wichtige Eigenschaft, die das Verhalten des gedruckten Objekts unter Zugbelastung bestimmt. Je höher die Zugfestigkeit, desto widerstandsfähiger ist das Objekt gegen Reißen.

Die Zugfestigkeit von 3D-Druck-Filamenten wird in Megapascal (MPa) gemessen. Ein MPa entspricht der Kraft, die erforderlich ist, um eine Fläche von einem Quadratmillimeter um einen Millimeter zu verlängern.

Die Zugfestigkeit von 3D-Druck-Filamenten variiert je nach Material und Hersteller.

PLA: 30 bis 50 MPa
ABS: 30 bis 60 MPa
PETG: 50 bis 70 MPa
Nylon: 40 bis 80 MPa
TPU: 20 bis 40 MPa

Die Zugfestigkeit eines gedruckten Objekts wird nicht nur durch die Zugfestigkeit des Filaments bestimmt, sondern auch durch die Druckeinstellungen und die Art und Weise, wie das Objekt gedruckt wurde. Ein Objekt mit einer hohen Zugfestigkeit kann durch supoptimale Druckeinstellungen oder durch Überlastung beschädigt werden.

Test der Zugfestigkeit

Während des Zugversuchs wird eine Probe – in der Regel in einer genormten Form, beispielsweise als Zylinder oder Stab – an ihren Enden eingespannt und gleichmäßig auseinandergezogen. Dabei werden sowohl die aufgebrachte Zugkraft als auch die Dehnung bzw. Längenänderung der Probe kontinuierlich gemessen. Die **Zugfestigkeit** ergibt sich als das Verhältnis der maximal auf die Probe wirkenden Kraft zur ursprünglichen Querschnittsfläche. Das Ergebnis des Versuchs wird häufig in einem **Spannungs-Dehnungs-Diagramm** dargestellt, welches die Beziehung zwischen Spannung und Dehnung veranschaulicht und Aufschluss über das mechanische Verhalten des Werkstoffs gibt.

Zusammenfassung

Die Zugfestigkeit ist ein grundlegender Werkstoffkennwert, der die maximale mechanische Spannung angibt, die ein Material bei Zugbeanspruchung aufnehmen kann, bevor es versagt oder bricht. Üblicherweise wird sie in Megapascal (MPa) oder Newton pro Quadratmillimeter (N/mm²) angegeben. Die Kenntnis der Zugfestigkeit ist in zahlreichen technischen und konstruktiven Anwendungsbereichen von zentraler Bedeutung. Sie ermöglicht Ingenieurinnen und Ingenieuren, die Belastungsgrenzen eines Materials zu beurteilen und seine Eignung für bestimmte Konstruktionen oder Einsatzbedingungen zu überprüfen – insbesondere dann, wenn mit erheblichen Zugkräften zu rechnen ist.